Der Weg von Picton bis Kaikoura führt zunächst an hügeliger Weidelandschaft entlang. Der Herbst und eine lange Dürre haben dazu geführt, dass alles herum staubig und braun gefärbt ist.

Einzig die Weintrauben bringen etwas Farbe ins Bild.

Endlich gelangen wir an die Küste, juhu!

Bei so viel Schönheit kann man gar nicht anders, als anzuhalten und die Füße in den Pazifik zu tauchen. Glücklicherweise kann man gleich am Straßencafe parken.

„Was ist an diesem Ozean so besonders, wir sehen ihn jeden Tag“, – scheinen die Möwen zu sagen.

Ganz besonders ist die Aussicht aus dem Toilettenfenster mit einem witzigen Kommentar.

Überall liegt pittoreskes Treibgut,

braune Algen…

…und, oh Schreck, ein Bein verstreut.

Mission erfüllt, und weiter geht’s!

Wir fahren ohne Eile: für heute sind keine Touren geplant, wir müssen lediglich das Städtchen Kaikoura erreichen. Deswegen halten wir immer wieder an, um uns an Landschaften zu ergötzen.

Das Leben bei den hiesigen Bauern ist voller Action. Allerdings fragt man sich, im Oktober welchen Jahres die Bullen verkauft werden sollen. War wohl doch letztes Jahr.

Beinahe verpassen wir die erste Kolonie der neuseeländischen Seebären, die Ohau Point Seal Colony. Die ist übrigens nicht im Reiseführer von Lonely Planet verzeichnet, und wir stoßen ganz zufällig drauf.

Ohne Zoomobjektiv kriegt man gar nicht im Detail mit, was sich in diesen Felsen so tut.

Dabei ist es hochinteressant! Es ist ein echter Kindergarten und eine Krippe für kleine Seebären. Hier spielen sie miteinander. Die Weibchen können dabei für längere Zeit (bis zu 20 Tage) ins Meer schwimmen, um zu fressen. Dann kommen sie für einige Tage zurück, um ihre Jungen zu füttern.

Die Kleinen wuseln und klettern überall herum.

Der ausgewachsene Seebär ist auf der Hut. Doch vor uns braucht er keine Angst zu haben, wir sind weit entfernt.

Es ist doch viel schöner, zu liegen, als zu klettern und zu wuseln!

Was ist? Wollt ihr etwa noch mehr baden?

Dann ab mit euch. Ich mache derweil ein Nickerchen. Und dass ihr ja nichts anstellt!

Einige Eltern schnarchen mit offenen Mund. Die Tarnung ist echt gut!

Im Plantschbecken ist gerade viel los.

Übrigens: die neuseeländischen Seebären wurden von Menschen mal fast komplett ausgerottet.

Abgesehen von Neuseeland waren sie außerdem in Australien und Tasmanien heimisch. Dort wurden sie schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts so gut wie komplett vernichtet. Dann war Neuseeland dran.
Ganze Kolonien wurden ausgerottet. Es überlebten nur die Tiere, die an schwer zugänglichen Orten und in Höhlen lebten. Erst 1978 wurden die Seebären unter Schutz gestellt; seitdem erholt sich ihre Population wieder.

Die Weibchen der Seebären kennen einen Lifehack: sie bringen Jungen stets ein ganzes Jahr nach der Paarung, obwohl die Schwangerschaft nur 9 Monate dauert. So können sie die Geburt des zweiten Jungen aufschieben, bis das erste auf eigenen Beinen steht; auch führt es dazu, dass sie stets von November bis Januar ihre Jungen kriegen, also in den neuseeländischen Sommermonaten. Das geht, weil die Weibchen alles unter Kontrolle haben: sie haben eine verzögerte Embryo-Einnistung, wobei diese Verzögerung bis zu 3 Monate betragen kann.

Darum haben die Seebärweibchen in den Sommermonaten viel zu tun: sie kriegen erst ihre Jungen, und dann eine Woche später paaren sie sich wieder. Diesen Kleinen, die wir Mitte März angetroffen haben, sind 2-4 Monate alt.

Die Seebärmännchen sind bis zu zweieinhalb Meter groß, die Weibchen dagegen nur eineinhalb Meter. Die erwachsenen Seebären in dieser Kolonie sind vermutlich fast alle Weibchen.

Die Männchen haben hier nichts zu tun. Ihre Mission ist erfüllt, daher wandern sie in andere Kolonien ab, etwa die Point Kean Seal Colony in Kaikoura. Dorthin führte unser Weg, nachdem wir uns mit viel Mühe von den süßen Kleinen und den schnauzbärtigen Großen trennen konnten.

Die Kolonie bei Google Maps:

Ohau Point Look Out Google Maps

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