der reise-fotoblog von köln und anderen orten

Eine reinliche Punk-Familie sucht eine gemütliche Villa mit allem Comfort

IMG_1333_1

Diese sympathische Villa haben wir gemeinsam mit hunderten anderer Menschen am Tag des Offenen Denkmals erstürmt. Ich hoffe, sie hat keinen zu großen Schaden genommen. Zumindest weniger als von ihren vorigen Bewohnern: einer Punk-Familie in drei Generationen. 🙂

Das war das erste Mal, dass die Villa nach der Renovierung für die Öffentlichkeit zugänglich war, und wir haben es sogar hereingeschafft, obwohl von hinten eine ganze Meute drückte, die ebenfalls die Interieurs besichtigen wollte.

IMG_1326_1

Erbaut wurde das Haus 1895 in einer edlen Gegend am Rheinufer. Um sie herum standen genauso elegante Villen, das Gebäude des Oberlandgerichts, Anwaltskanzleien – salopp gesagt, eine wohlhabende, prestigereiche Gegend. 🙂

IMG_9909_1

Das Gebäude betraten wir durch den Eingang auf der Seite der Villa. Auf dem Weg war ich ständig vom rosafarbenen Sandstein begeistert. Ich mag ihn eben sehr. Man gewinnt ihn in der Gegend von Mainz, so dass er in Köln eher selten anzutreffen ist: es ist zu weit für den Transport. Dafür ist in Mainz die Menge an Gebäuden aus diesem Stein schier unglaublich.

IMG_1320_1

Zu verschiedenen Tageszeiten und Lichtverhältnissen ändert er seine Farbe: mal wird er wärmlich rot, mal kühl und rosafarben. 🙂

IMG_1322_1

Dieser Stein ist sehr lebendig. 🙂 Auch Figuren und Gesichter daraus sehen anders aus, als die aus dem normalen Sandstein.

IMG_1284_1

Und noch eine Verzierung.

IMG_9938_1

Endlich hatten wir unsere Heldentat „zusammen mit einer Menge Rentner Plastiküberschuhe in einer engen Diele anziehen“ vollbracht. Da in der Villa das Parkett gerade neu gemacht wurde, waren überall bedrohliche Zettel angebracht: „Schuhe aus bzw. Pelzpantoffeln!“

IMG_1292_1

Auch wurde uns im Treppenhaus noch mehr aus der Geschichte erzählt. Die Villa gehörte irgendwann der Stadt Köln. Und die Stadt Köln ist in Sachen Verwalten von Immobilien so geschickt, dass als das Haus von Punks besetzt wurde, es keinen gekümmert hatte – und so lebten sie dort mehrere Generationen lang. Vielleicht haben sie sogar Enkel hier großgezogen. 🙂 Unter Punk-Verwaltung ist das Haus, gelinde gesagt, etwas verwaist – vor allem der Dachstuhl. Letzten Endes wurde die Villa von den Punks abgekauft. Es ist schön, Punker in Köln zu sein: da besetzst du eine Wohnung, und kriegst sogar noch Geld dafür! Jetzt sitzen in der Villa etliche Büros und Firmen. So sieht so ein Büro von innen aus. Ganz normal eben.

IMG_9932_1

Sicht auf den Rhein aus dem linken Turm.

IMG_1301_1

Und noch eine Sicht vom Balkon des ersten Stocks.

IMG_1314_1

Ein geschnitzter Balkon, ebenfalls aus rosafarbenem Sandstein.

IMG_9928_1

Die Stuckverzierungen sind in vielen Räumen gut erhalten.

IMG_1317_1

Einige Büros sind hier so kurz, dass sie nicht mal richtige Leuchter aufgehängt haben.

IMG_1300_1

Dieser Kronleuchter hat mir insbesondere gefallen.

IMG_1306_1

Doch der größte Hit ist die originale Holztreppe aus dem 19. Jahrhundert sowie die bemalten Holzdecken Die Treppe windet sich wie Efeu! Wir sind mehrere Male dort hoch und runtergelaufen, um die besten Bildausschnitte zu finden.

IMG_9910_1

Im zweiten Stock.

IMG_1287_1

Den Rentnern fielen solche Steigungen nicht leicht… aber sie gaben nicht auf. Jedoch erwarteten viele anscheinend unglaubliche Reichtümer und einen Haufen alter Möbel zu sehen zu bekommen. Sie zogen etwas enttäuscht von dannen. 🙂

IMG_1286_1

IMG_1299_1

Und das hier sind die bemalten Holzdecken im Treppenhaus. Im ersten Stock…

IMG_9913_1

IMG_9919_1

und im Zweiten.

IMG_1295_1

Aus dem zweiten Stock hat man sehr gute Sicht auf ein bleiverglastes Fenster.

IMG_9926_1

Auch dieses wurde restauriert.

IMG_9925_1

Das war das Ende des Rundgangs, neue Menschenmassen fielen die Villa an; wir aber gingen rechts rum und haben ein Foto von der anderen Seite aus aufgenommen. Dieser Teil ist noch nicht restauriert.

Ein interessantes Detail: über den Fenstern steht „Nisi dominus frustra“, „alles ist eitel außer Gott“.

IMG_1336_1

Und, buchstäblich ein paar Meter weiter sitzt dieser Teufel auf der Wand und schaut allen Passanten hinterher: „Seid ja bloß brav, sonst hol ich Euch!“

IMG_9947_1

Eine sehr stilvolle Villa, und ich bin froh, dass wir hinein konnten. Fortsetzung folgt, unter anderem über eine ehemalige Brauerei, ein Haus aus der Gründerzeit und einen Klosterkeller.

Konrad-Adenauer-Ufer 101, 50668 Köln Google Maps

2 Kommentare

  1. Нора

    А панки то не особо засрали все,раз лепнина и пр.сохранилось =)

    • elizabetti

      Ну до потолков-то фиг достанешь 🙂 А вот паркетик, думаю, да. 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

© 2024 Elsas Welt

Theme von Anders NorénHoch ↑