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Ich wollte schon seit langem über die älteste funktionierende Kölsch-Brauerei Sünner erzählen, wo wir auf einer Führung waren. Während dieser Führung lernt man den ganzen Bierbrauprozess kennen und einiges probieren. Das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen!

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Die Sünner-Brauerei befindet sich auf der rechten Rheinseite im Stadteil Kalk. Ihre Geschichte begann 1830, als der Bierbrauer Franz Hess mit seiner Frau unter der Adresse Deutzer Freiheit 3 eine kleine Brauerei und Brennerei „Zum Schiffgen“ eröffnete. Leider hat sie den Lauf der Zeit nicht überdauert.

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Da die Eheleute Hess keine Kinder hatten, deswegen ging ihr erfolgreiches Geschäft 1846 an ihren Schwager, Christian Sünner.

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Das Geschäft lief sehr erfolgreich, und so musste die Produktion erweitert werden. 1858 kaufte Christian Sünner ein Grundstück in Kalk. Jetzt ist es ein Wohngebiet, doch damals gab es dort nur vereinzelt Gebäuden.

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Gleich daneben befand sich eine Kohlezeche, obwohl sie verlassen war: die Stollen wurden ständig überflutet. Sünner kaufte sie auch hinzu: dort in der Kälte lagerte er das Bier.

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Wegen der Zeche nannte Sünner das noble Restaurant neben der Brauerei „Zur Zeche“. Anfang 1860 wurde in der neuen Brauerei die erste Partie Bier gebraut!

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Überall auf dem Haus steht „Gebrüder“, da Christian 4 Söhne hatte und die Brauerei in gute Hände überging. Diese Brauerei gehört noch immer der Familie – nun in der sechsten Generation.

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Anfang des 20. Jahrhunderts wurden erheblich mehr verschiedene Sorten gebraut: Bockbier, Lager, Export, Kölsch, ab 1920 – Märzenbier, ab Oktober 1922 – Pilsener. Sünner Kristall zum Beispiel, dessen Werbung auf diesem rostigen Schild zu sehen ist, wurde von 1927 bis 1972 gebraut und war ein untergäriges Exportbier.

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Nun aber geht es zum Brauprozess. Wir gehen in die heiligen Hallen – die Brauerei selbst!

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Nach diesem Schema kann man den ganzen Brauprozess überwachen.

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Jeder Schritt wird genaustens kontrolliert.

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Die korrekte Temperatur wird in allen Kesseln eingehalten.

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Jetzt ist die Temperatur bei Null und die Kessel sind leer: es ist Wochenende, das Bier für die Woche wurde schon gebraut.

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Gerstenkörner.

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Dieser Anzeige kann der Brauer den Stand des Schrotens vom Malz (gesprossene Gerste) entnehmen.

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Danach wird das geschrotete Malz mit Wasser vermischt, es entsteht eine Mischung, die sogenannte Maische. Sie wird erhitzt, und der Fermentierungsprozess beginnt.

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Dann kommt die Maische in einem Läuterbottich gefiltert: dabei entsteht Würze (der flüssige Anteil) sowie die festen Reste der Malzkörner, die Treber.

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Die Steuerkonsole zur Filterung.

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In die Würze wird anschließend Hopfen hinzugegeben und in der Würzepfanne zum Kochen gebracht.

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Der Hopfen ist zu Kapseln gepresst und sieht so aus:

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In der Brauhalle herrscht makellose Sauberkeit.

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Doch wo ist das Bier? Wir haben uns auf die Suche gemacht. Nach dem Kochen der Würze wird sie in einem Whirlpool gefiltert und aufgehellt, und anschließend werden Hefe hinzugegeben. In der Sünner-Brauerei wird Bier in offenen Behältern vergärt, so dass man den Gärungsprozess von außen sehen kann. Endlich haben wir das Bier gefunden!

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Die sauberen und tiefen Tanks.

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Da beim Gärungsprozess Kohlensäure austritt, ist ein Schild wegen Erstickungsgefahr angebracht: man sollte sich nicht zu nahe an die Tanks wagen, sich nicht darüber beugen und nicht tief einatmen!

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Und dann kommt der Verkostungsteil der Führung: in diesen Tanks reift das Bier vor der finalen Filterung.

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Ungefiltertes Jungbier kann man selbst zapfen und kosten! Nachdem es gefiltert wurde, wird es in Flaschen abgefüllt.

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Hier wird Kölsch in richtigen 0,2l-Gläsern in einem Kranz serviert, wie es sich gehört.

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Zum Vergleich – Sünner Kölsch in finaler, gefilterter Form.

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Außerdem kann man bei der Führung auch die Brauereikeller besichtigen. Einer davon enthält viele interessante Fotos zur Geschichte der Brauerei sowie Retro-Werbung von verschiedenen Sünner-Marken.

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Auf der Wand hängt die Kölsch-Konvention, die alle Kölsch-Brauer 1985 unterzeichnet hatten. Sie bestimmt, welches Bier sich Kölsch nennen darf.

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Eine Installation: „ein Küfer bei der Arbeit“.

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Eine Waage zum Wiegen vom Hopfen.

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Ein schlaues Schema zum Zapfen vom Bier. Die Kohlensäure wird ins Innere eines Kegs geleitet, und das Bier wird durch ein kleines Loch zwischen dem Mittenröhrchen und dem Boden des Kegs hinausgedrückt. Das Bier strömt ins Röhrchen, durchquert ein Kühlungssystem und kommt aus dem Zapfhahn heraus.

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Und natürlich kann man in diesen Kellern nicht nur trinken, sondern auch essen – sowohl kölsche Häppchen, als auch größere Gerichte wie Schnitzel und Steaks.

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Der sogenannte „Beichtstuhl“, wo früher der Bierbrauer saß und nach der Ordnung schaute.

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Einer der Abstiege in den Keller. So kann man sich bildlich vorstellen, wie hier die Besucher vollen Bierfäßer herausgerollt wurden. Oder schon leere. 🙂

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Man kann also sagen, dass die Keller sehr atmosphärisch sind und sich gut zum Hineinsetzen eignen, wenn der Biergarten (den es bei Sünner auch gibt) zu hat.

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Außerdem haben wir bei der Führung die eigene Brennerei besucht. Dort wird Hochprozentiges gebrannt: diverse Geister, Korn und Liköre.

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Die Sünner-Version des Limoncello und der Granatlikör wurden degustiert, mit dem Urteil: „durchaus empfehlenswert!“

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Gebr. Sünner GmbH & Co. KG, Kalker Hauptstraße 260, 51103 Köln Google Maps